Der Begriff Demut geht auf das althochdeutsche „diomuoti“ zurück. Das bedeutet so viel wie „dienstwillig“ zu sein. Darin steckt ebenso das Wort „Mut“, was wiederum zeigt: Zum demütigen Dienen braucht es nicht nur Hingabe und Selbstüberwindung, sondern auch eine gute Portion Courage.
Demut ist eine Haltung und eine Lebensphilosophie.
Ein demütiger Mensch nimmt sich selbst nicht so wichtig und ist bereit anzuerkennen, dass er nur ein kleiner Teil im großen Ganzen ist. Mit einer demütigen Haltung gelingt es leicht, anzunehmen, was nicht zu ändern ist. Menschen, die Demut als Haltung leben, sind bereit zu dienen. Damit ist nicht nur das Bedienen an sich gemeint, sondern die Bereitwilligkeit, die eigenen Bedürfnisse zum Wohle der gesamten Situation hintenanzustellen.
„Stolz fragt: Wer hat Recht? Demut fragt: Was ist das Richtige?“ (Unbekannt)
Demut hat viel mit Loslassen zu tun, dem Loslassen der lauten Ich-Struktur auch Ego genannt. Dem Verstand fällt es schwer demütig zu sein, es hält ja mühsam die Prägungen und Glaubenssätze aufrecht. Während es für die Herzenskraft leicht ist, demütig zu sein. Die Herzenskraft besitzt das Wissen um Ebenbürtigkeit und das Einssein mit allem und jedem.
Demut ist ein Zeichen von Kraft
Demut ist kein Zeichen von Schwäche und Feigheit, im Gegenteil. Es bedeutet realistisch zu sein und erinnert daran, woher wir alle kommen. Eine demütige Haltung lässt die Menschlichkeit auch im Anderen erkennen, vor allem auch in Menschen, die eine andere Meinung vertreten. Forscher fanden heraus, das demütige Menschen kontroverse Meinung nicht belächeln und verachten. Selbst wenn sie eine entgegengesetzte Meinung vertreten. Dadurch ist ein gemeinsamer Austausch erst möglich, weil sich beide Parteien nicht verteidigen müssen.
„Wenn du dir der Beschränkung in deinem eigenen Glaubenssystem bewusst bist und dich erinnerst, wie du zu deinen Überzeugungen gekommen bist, dann bist du vielleicht dem Gedanken weniger abgeneigt, dass du nicht über die ganze Wahrheit verfügst.“ Joshua Hook
Menschen, die demütig auf die gesellschaftliche Situation schauen, erkennen an, dass ihnen die vielen Ressourcen nicht mehr oder weniger zur Verfügung stehen als allen anderen Menschen auch. Da hilft Demut das eigene Handeln darauf auszurichten wertschätzend und bescheiden das Leben zu leben und sich darum zu kümmern, andere Menschen ein Stück weit mitzunehmen.
Wahre und falsche Demut
Obwohl der Begriff Demut positiv besetzt ist, löst der Begriff bei vielen Menschen einen bitteren Beigeschmack aus. Den Unterschied zwischen wahrer und falscher Demut zu erkennen, ist leider eine nicht ganz so einfache Sache. Die falsche Demut ist eine Form der Heuchelei und Unterwürfigkeit, die für strategische Zwecke überaus erfolgreich eingesetzt wird. Es ist ein Irrglaube, echte Demut zeige sich daran, dass jemand selbstlos handelt oder scheinbar keine persönlichen Interessen verfolgt. Auch die moralische Überlegenheit kann einen egozentrischen Hintergrund haben.
Wahre Demut bedeutet anderen Freude zu schenken. Im Grunde ist der Wunsch eines jeden von uns hier auf Erden Freude zu erfahren. Wahre und vollständige Freude erfahren wir, durch das selbstlose Geben, nicht durch das Zeigen von Überlegenheit. Indem wir anderen das Gefühl geben, sie seien genauso wichtig oder sogar wichtiger als man selbst, zeigen wir echte Demut.
Eigenschaften und Verhaltensweisen von Demut
„Demut ist eine Art Meister-Tugend – wenn Menschen sie entwickeln, kann sie andere Tugenden herbeiführen“, schreibt der Tugend-Forscher Everett Worthington.
Zur Demut gehören laut ihm folgende Eigenschaften und Verhaltensweisen wie:Ein Gewahrsein unserer persönlichen Stärken und unserer Schwächen, ebenso eine Bereitschaft, zu diesen Schwächen zu stehen, während wir daran arbeiten sie besser zu machen.
Die Überzeugung, dass andere Menschen ganz genauso gut und wertvoll sind wie wir selbst, die sich auch darin zeigt, wie sich jeder selbst darstelle
Eine Offenheit dafür, dass noch unbekannte, ganz neue Informationen warten könnten, die unsere Sichtweisen vielleicht sogar verändern.
Ein aufrichtiger Fokus auf dem Wohlbefinden der Menschen um uns herum und die Bereitschaft, ihnen und ihren Ideen zuzuhören.
Wertschätzung für die Stärken und Beiträge von anderen.
Ein Interesse an Ideen und Feedback.
Kein rücksichtsloses Erteilen von nicht hilfreichen Ratschlägen und Feedback an andere.
Bereitschaft, Verantwortung für die eigenen Fehler zu übernehmen und diese wiedergutzumachen.
Ein Fehlen von arroganten oder überheblichen Verhaltensweisen, Stolz und narzisstischem Anspruchsdenken.
Wahrhaftigkeit und Einfachheit, Anspruchslosigkeit.
Keine Neigung dazu, Regeln zu umgehen oder sich durchzumogeln.
Die Abwesenheit von manipulierenden, gierigen, heuchlerischen oder sich anbiedernden Verhaltensweisen
14 Wege Demut ins Leben zu lassen
Weg Nummer 1 - Konzentriere dich nicht darauf, wie andere dich sehen könnten
Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, dass wir nicht durch die Urteile der anderen definiert werden und uns stattdessen darauf konzentrieren, das eigene Leben in Übereinstimmung mit unseren Werten zu leben.
Weg Nummer 2 - Triff kein Urteil über andere Menschen
Während wir wachsen und mehr über andere Menschen und die Welt um uns herum lernen, sollten wir in der Lage sein, sie immer weniger zu beurteilen. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigenen Überzeugungen, die möglicherweise nicht mit unseren eigenen übereinstimmen.
Weg Nummer 3 - Nutze Meditation, um bei dir anzukommen
Es kann schwierig sein, sich selbst inmitten der anderen zu finden. Meditation ist eine Möglichkeit, den Geist zu beruhigen und darüber nachzudenken, wer man als Individuum ist. Es geht nicht darum, spirituell oder erleuchtet zu werden, sondern vielmehr darum, in den eigenen Gedanken und Vorlieben geerdet zu sein.
Weg Nummer 4 - Sei dankbar
Dankbarkeit für das zu sein, was du jetzt hast, macht dich glücklicher und hilft dir dabei, im Alltag bescheidener zu sein.
Weg Nummer 5 - Sei achtsam und pflege dein Selbstbild
Bescheidenheit ist eine Möglichkeit sein Selbstbild zu pflegen. Hiermit ist die ehrliche Bescheidenheit gemeint. Das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen. Wir tun gut daran uns immer wieder daran erinnern, nicht besser zu sein als andere. Allerdings auch nicht schlechter. Zur Pflege des Selbstbildes lohnt es sich, offen für die Meinung anderer zu sein. Diese Maßnahmen werden dein Selbstwertgefühl stärken und dir dabei helfen, die guten Eigenschaften zu erkennen, die du hast.
Wenn jemand ein gesundes Selbstbild hat, wird er sich nicht unnötig herabsetzen und ist eher in der Lage, jede Situation mit Anmut und Würde zu meistern.
Weg Nummer 6 - Sei freundlich
„Sei freundlich“ meint nicht die Höflichkeit, sondern ist eine Aufforderung zu mehr Anerkennung. So etwas wie einen perfekten Menschen gibt es nicht und mit dem Wissen im Hintergrund dürfen wir mit Freundlichkeit auf uns und andere schauen.
Bescheidener und freundlicher zu sein, wirkt sich nachweislich positiv auf den Einzelnen und sein Umfeld aus, da es die Menschen eher zusammenbringt, als sie auseinanderreißt.
Weg Nummer 7 - Behalte das große Ganze im Auge
Der Schlüssel zur Demut liegt darin, sich daran zu erinnern, dass es immer Menschen gibt, die etwas besser können als man selbst. Das große Ganze im Auge zu behalten bedeutet, sich des größeren Ganzen bewusst zu sein und zu wissen, wie sich das eigene Handeln auf andere auswirken kann.
Weg Nummer 8 - Sprich und handle bescheiden
Bescheidenheit wird für die meisten Menschen durch Taten und Handlungen definiert. Die Art und Weise, wie wir sprechen, handeln, uns kleiden und wie wir uns verhalten, sind Faktoren dafür, wie wir bei anderen Menschen ankommen.
Bei Demut geht es darum, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen. Wenn wir immer versuchen, uns vor anderen zu beweisen, geben wir denen zu viel Macht, die sie nicht verdienen.
Weg Nummer 9 - Sei geduldig mit dir und anderen
Die Prüfungen des täglichen Lebens können schwierig sein, doch Demut und Geduld mit uns selbst und anderen zu entwickeln tut einfach gut. Antreiben und meckern lässt die Probleme nicht schneller auflösen. Ein gütiges Wort für sich und andere stärkt den Rücken.
Weg Nummer 10 - Setze dich freiwillig für andere Menschen ein
Menschen, die sich ehrenamtlich für andere Menschen engagieren, sind in der Regel auch bescheiden, weil sie ihre Zeit und Energie zum Wohle anderer Menschen einsetzen. Freiwilligenarbeit ist auf ihre eigene Weise ein Akt der Demut.
Freiwilligenarbeit ist im Grunde nur mit Demut und Bescheidenheit möglich. Das bedeutet, dass man sich anderen Menschen gegenüber weniger überlegen fühlt und offener ist für das, was sie zu sagen haben.
Weg Nummer 11 - Trenne dich von Neid und Gier
Neid und Gier sind eine böse Kombination. Neid ist das Gefühl der Unzufriedenheit, das man empfindet, wenn eine andere Person etwas hat, das man selbst gerne hätte. Gier ist das unstillbare Verlangen nach mehr Reichtum, Status, Macht usw.
Es ist leicht, sich zu Neid und Gier hinreißen zu lassen, wenn man sieht, wie andere Menschen das Leben führen. Doch Neid und Gier sind der sichere Weg unglücklich zu sein. Eine Form der Bescheidenheit ist, sich für das zu entscheiden, was ehrlich zufrieden macht.
Weg Nummer 12 - Nimm die Dinge nicht als selbstverständlich hin
Es ist leicht, das, was wir im Leben haben, für selbstverständlich zu halten, bis es dann weg ist. Wertschätzung und Dankbarkeit für die „kleinen“ Dinge im Leben sind ein sicherer Weg zu Frieden und Glück. Alles kann sich jeden Moment ändern, daher genießen, was wir haben.
Weg Nummer 13 – Schluss mit Meckern und Klagen
Sich zu beschweren und sich selbst zu bemitleiden kann eine negative und toxische Angewohnheit sein. Es hat nicht nur das Potenzial der eigenen Gesundheit zu schaden, sondern auch das Leben der Menschen, um einen herum negativ zu beeinflussen.
Jammern lässt ein Problem nicht verschwinden, sondern macht es nur noch schlimmer, weil das Selbstwertgefühl sinkt und sich der Stresspegel erhöht.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wir nicht kontrollieren können, doch wir können kontrollieren, wie wir auf sie reagieren und was wir denken. Die Kraft deiner Gedanken ist mächtig.
Weg Nummer 14 - Sei stets bemüht, dich zu verbessern
Als Mensch, werden wir immer etwas zu verbessern haben. Nicht besser werden zu wollen ist eine Form der Arroganz und Überheblichkeit. Ein bescheidener Mensch ist selbstbewusst genug, um zu wissen, dass es immer noch Möglichkeiten gibt, sich und sein Leben zu verbessern. Demütige Menschen wissen, dass es andere gibt, die besser sind als sie. Doch sie geben immer wieder ihr Bestes.
Wenn du immer dein Bestes gibst, wird sich der Erfolg von selbst einstellen, weil du Spaß an dem hast, was du tust. Diese Art zu leben, lehrt dich Demut, die dir hilft, als Mensch zu wachsen.
Jeder hat das Potenzial, sein Leben auf eine Weise zu verbessern. Ob es nun darum geht, seine Karriere zu fördern, seine Fitness zu verbessern oder sich selbst intellektuell herauszufordern – es gibt unbegrenzte Möglichkeiten, sich selbst zu verbessern.
Eines der wichtigsten Dinge, die jemand für sich selbst tun kann, ist, seine Bescheidenheit zu verbessern. Unabhängig davon, wie erfolgreich eine Person ist, sollte sie immer danach streben, ein besserer Mensch zu werden.
Fazit zu mehr Demut im Alltag
Demut ist ein Seinszustand, der es uns ermöglicht, die eigene Unvollkommenheiten und Verwundbarkeiten sowie die Fehler, die gemacht wurden, anzuerkennen. Demut ist mit Selbstakzeptanz, einem guten Gefühl für den eigenen Wert und die Bereitschaft weiter zu wachsen verbunden. Sind wir demütig, gelingt es uns die Erfolge und Misserfolge anzunehmen. Wir können nicht immer ein Gewinner sein. Wir sind vielleicht bei etwas gescheitert oder bei etwas anderem nicht erfolgreich, doch das bedeutet nicht, dass wir wertlos oder unwichtig sind.
Demut im Alltag bedeutet auch, Gier, Missgunst und Neid zu verringern und sich über die Erfolge anderer Menschen zu freuen und ihnen mit Respekt und Anerkennung zu begegnen.
„Ich ehre den Platz in dir, in dem das gesamte Universum wohnt. Ich ehre den Platz des Lichts, der Liebe, der Wahrheit, des Friedens und der Weisheit in dir. Ich ehre den Platz in dir, wo, wenn du dort bist und auch ich dort bin, wir beide eins sind.” – Mahatma Gandhi
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